Fernschach per Post

Alle Posts, die mit dem Thema Deutscher Fernschachbund e.V. (BdF) zu tun haben
JoergFuchs
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Fernschach per Post

Beitragvon JoergFuchs » Mo 17. Sep 2018, 18:22

Mir brennt da schon lange eine Frage auf der Seele. Immer noch gibt es Fernschachspieler, die trotz des modernen Zeitalters mit Schachservern, sei es der BdF-Schachserver oder auch der ICCF-Server, noch mittels Postkarten Züge austauschen, obwohl dies sehr viel Zeitaudwand und auch hohe Portokosten bedeutet. Ich selbst habe nur im Jahr 1996 ein derartiges Turnier gespielt. Daher wäre es für mich von Interesse, warum es trotzdem immer noch Spieler gibt, die immer noch gerne Fernschach auf diese Art und Weise spielen. Ist es die Postlaufzeit, die dann noch zum Analysieren genutzt werden kann? Oder sind es reine Nostalgiegründe?

MfG
J.Fuchs

SchulzR
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Re: Fernschach per Post

Beitragvon SchulzR » Mo 17. Sep 2018, 19:57

Ist es die Postlaufzeit, die dann noch zum Analysieren genutzt werden kann? Oder sind es reine Nostalgiegründe?


Hallo Jörg,

ich denke, Du hast zwei wesentliche Punkte schon selbst angesprochen. Ich weiß von einem Senior, dass er zwar auch auf dem BdF-Server spielt, ihm das aber letztlich "alles viel zu schnell geht". Wenngleich ich nicht ganz verstehe, warum man sich vom Server unter Druck setzen lässt (Niemand wird gezwungen, auf den gerade eingetroffenen Zug des Gegners sofort zu antworten!), muss man respektieren, dass Fernschach per Post wohl noch lange lebt.

Ich jedenfalls spiele bereits seit vielen Jahren nicht mehr per Post und werde mich - schon aus Kostengründen - auch nie wieder dazu hinreißen lassen.
Mit freundlichen Grüßen
René Schulz

kweber
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Re: Fernschach per Post

Beitragvon kweber » Di 18. Sep 2018, 08:36

Ich bin mir ziemlich sicher, dass es die Scheu vor dem Computer, diesem "Teufelszeug", ist. Dafür muss man Verständnis haben. Wer nie gezwungen wurde sich mit dem PC zu beschäftigen (beruflich, schulisch), an dem ist die Entwicklung möglicherweise vorbei gegangen. Das muss überhaupt nicht negativ sein.

Asmodis
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Re: Fernschach per Post

Beitragvon Asmodis » Di 18. Sep 2018, 16:20

Das stimmt wohl. Die Zahl derer, die jedoch nie mit einem Computer zu tun haben ist allerdings immer mehr rückläufig und es wird wohl immer schwerer werden, Postturniere auszurichten.

Ich sehe es allerdings auch so wie Rene. Warum lässt man sich am Server unter Druck setzen? Wenn ich (z.B. auf dem ICCF-Server) 40 Tage für 10 Züge Zeit habe, dann nutze ich die in der Regel auch aus. Es kommt sogar oft vor, dass ich auch für die ersten Züge wirklich für jeden Zug 4 Tage benötige (bzw. wegen der Rechnung von ganzen Tagen auch mal 4 Tage 23 Stunden, also knapp 5 Tage). Warum?

Ganz einfach: Ich kann dann eventuell noch laufende Partien, die vielleicht in einem entscheidenden Stadium sind, in Ruhe weiterspielen und habe für diese noch jede Menge Zeit, bevor neu begonnene Partien in ein Stadium eintreten, welches mehr Aufmerksamkeit erfordert. Insofern: Wer sich seine Zeit richtig einteilt und ein gutes Zeitmanagement hat, der kann alles in Ruhe erledigen. Wenn der Gegner meint er muss sofort antworten, darf man sich halt von dessen Geschwindigkeit nicht anstecken lassen.

Hartmut
Liebe Grüße

Hartmut Hering

TobiasHabermehl
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Re: Fernschach per Post

Beitragvon TobiasHabermehl » Di 1. Jan 2019, 02:02

Wahrscheinlich ist kaum ein Postspieler HIER im Forum um die Frage nach dem "Warum" zu beantworten.

Ich glaube, ich habe vor 15 Jahren das letzte mal postalisch gespielt.
Ich werde es gewiss nie wieder tun.
Ein paar Anmerkungen.
1. Ja, man hat mehr Bedenkzeit. Auf der anderen Seite gehen Karten auch verloren oder es wird zumindest behauptet. Eine Partie mit Südamerika kann sich ewig hinziehen.
2. Hohe Portokosten, insbesondere bei ICCF-Turnieren
3. Sehr lästig und zeitaufwändig: Karten und Briefmarken kaufen, Partieformular führen, Post-Karten ausfüllen
4. Ganz übel: Wo ist der Briefkasten und wann wird er geleert? (Die Post hat das Briefkasten-Netz drastisch ausgedünnt.
5. Beim Spiel über den Server ist die einzige Arbeit, die man machen muß: ZIEHEN. Alles wird automatisch protokolliert, reklamiert, überwacht. Beim Urlaub nehmen ist man sehr flexibel.

Ich sehe beim besten Willen KEINEN Vorteil am postalischen Spiel. Das Argument, man hätte früher mehr kommuniziert, ist ebenso völlig unbegründet. Ganz im Gegenteil: Die Technik bietet Luxus: Man kann heute - zumindest auf dem ICCF-Server - sehr lange Kommentare schreiben und zudem Internet-LInks einfügen. Mehr als jemals auf eine Postkarte paßt.

Sikky
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Re: Fernschach per Post

Beitragvon Sikky » Do 3. Jan 2019, 21:17

Ich spiele seit 1980 keine Postturniere, da ging es mit Fax- los und in den 90 Jahren E-mail danach begann die Serverzeit. :)
Gruß Reinhard Sikorsky

Asmodis
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Re: Fernschach per Post

Beitragvon Asmodis » Fr 4. Jan 2019, 00:25

TobiasHabermehl hat geschrieben:
Ich sehe beim besten Willen KEINEN Vorteil am postalischen Spiel. Das Argument, man hätte früher mehr kommuniziert, ist ebenso völlig unbegründet. Ganz im Gegenteil: Die Technik bietet Luxus: Man kann heute - zumindest auf dem ICCF-Server - sehr lange Kommentare schreiben und zudem Internet-LInks einfügen. Mehr als jemals auf eine Postkarte paßt.


Ich glaube ich könnte allenfalls als Briefmarkensammler noch in irgendeiner Form ein Argument herleiten. Aber als richtiger Sammler hat man in der Regel spezielle oder Länder in denen man sammelt. Beim Fernschach bekommt man aber allenfalls aktuelle Marken aus aller Herren Länder ohne irgendeine Spezialisierung. Insofern sticht auch dieses Argument vermutlich nicht wirklich...

Hartmut
Liebe Grüße

Hartmut Hering

oste51
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Re: Fernschach per Post

Beitragvon oste51 » Fr 4. Jan 2019, 17:56

Liebe Fernschachfreunde,
warum Fernschach weiterhin mit Postkarten spielen? Ein allgemeiner Grund kann sein, dass man weder Internetanschluss noch Computer hat. Kosten können eine Rolle spielen oder man kann/möchte sich nicht mit dem Computer anfreunden. Was mich betrifft: Ich spiele nach wie vor per Post (tendenziell abnehmend), seit langem und zunehmend aber auch auf Servern. Die Vorteile von Serverschach sind auch für mich unübersehbar. Warum ich trotzdem immer noch mit Postkarten spiele? Es ist wohl auch etwas Nostalgie im Spiel. Auf dem Server lasse ich mich zu gerne zum (zu) schnellen Spiel verleiten. Und (subjektiv) habe ich den Eindruck, ich würde per Post stärker spielen, zumindest baue ich weniger Fehler ein. Immerhin muss ich eine Postpartie immer wieder neu aufbauen (nachspielen). Am Server reicht mir manchmal ein Blick, schon ziehe ich, um kurze Zeit später festzustellen: War doch nicht so gut!
Viele Grüße
Horst Wilshusen

lheiermann
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Die Suche nach dem perfekten Zug

Beitragvon lheiermann » Mo 5. Apr 2021, 21:38

Liebe Schachfreunde,
alle in diesem Thread vorgetragenen Argumente sind sicherlich richtig. Schachfreund Scheiba hatte vor Ostern 2021 den Kontakt zu einer in Berlin lebenden dpa Journalistin herstellen können, die mich ca. eine Stunde interviewte. Der Artikel "Postkarten-Schach: Die Suche nach dem perfekten Zug" wurde am Ostersonntag, dem 4. April 2021 bei dpa online gestellt und dadurch deutschlandweit von vielen Zeitungen übernommen. Ich spiele ab heute 117 Fernschachpartien, davon 110 beim ICCF und 7 beim BdF. Per Post spiele ich 5 Turniere, die 21. DSFC im BdF und 4 Turniere im ICCF. Auch wenn postalisches Fernschach eine absolute Minderheit spielt, so bin ich wieder damit angefangen als die postalischen Open Round Turniere auf europäischer Ebene eingeführt wurden und habe 2 Mal seit 2014 das Semifinale erreicht. Es ging uns nicht nur darum "nostalgisches" Fernschach darzustellen, sondern einmal wieder einen überregionalen Beitrag zum Fernschach zu platzieren und auf uns aufmerksam zu machen. Auch ich bin spätestens Ende der 1990er Jahre auf das Server-Fernschach umgestiegen. Seit 2014 spiele ich auch wieder Postkartenturniere. Ich kenne daher auch alle Argumente für und gegen Briefschach und ich habe im letzten Jahr auch eine Partie nach 4 Zügen und einem Schreibfehler aufgegeben. Dennoch, so muss ich sagen, macht mir das postalische Fernschach wieder Spaß und ich versuche bis auf weiteres postalisch im DSFC mitzuspielen.

Ich wünsche uns weiterhin viel Erfolg in unseren Turnieren, egal wie gespielt.

Viele Grüße
Ludger Heiermann
Berlin

TomMirbach
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Re: Fernschach per Post

Beitragvon TomMirbach » Mo 5. Apr 2021, 22:22

Lieber FSF Heiermann,

Sie sprechen mir so aus der Seele. Ein toller Artikel, vielen Dank dafür.
Ich spiele überwiegend nur noch Fernschach per Postkarte. Bei unserem Streben nach schneller, noch schneller und erledigt versuche ich nicht mehr mitzumachen. Gelingt mir mal besser mal schlechter.
FS per Postkarte ist so herrlich "entschleunigend" und bringt mich nach einem langen Arbeitstag wieder "runter".

Neben den schönen Postkartenmotiven ist auch meistens noch ein kurzer 2-3 Zeiler dabei, der meinerseits beantwortet wird und auf Reisen geht.

Jetzt weiß ich auch wieder, warum ich 1987 mit soviel Spaß und Enthusiasmus angefangen habe.
Zwischendurch hatte ich ein wenig die Lust verloren. FS per E-Mail oder Server FS ist nicht so mein Ding.

Ich hoffe, dass FS per Postkarte nicht so schnell ausstirbt und ich meinem Hobby noch lange nachgehen kann.

Beste Grüße aus dem "Tollhaus" Rheinland (Laschet)

Tom Mirbach

JoergFuchs
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Re: Fernschach per Post

Beitragvon JoergFuchs » Di 6. Apr 2021, 02:17

Allen die noch mit Postkarten Fernschach spielen, sei dies aus den genannten Gründen vergönnt. Beim Serverschach geht es wirklich manchmal sehr schnell. Es gab schon Serverschachpartien, bei denen 30 oder sogar mehr Züge an einem Tag gespielt wurden. Mit Fernschach im eigentlichen Sinne hat das dann nicht mehr viel zu tun. Ausschließlich Fernschach mit Postkarte spielen aber auch noch einige ältere Mitglieder, die zudem überhaupt keinen Computer besitzen. Dies ist mir besonders als bisheriger Schatzmeister aufgefallen. Diese Mitglieder besitzen dann meist auch keine Mailadresse. Ich selbst spiele nur Serverschach. Trotzdem ist das Fernschach per Postkarte auf lange Sicht vom Aussterben bedroht. Aber nicht deswegen, weil man es diesen Spielern nicht mehr gönnt, sondern nur deswegen, weil die Mehrheit halt eben doch meistens Serverschach spielt. Schon jetzt sind die Wartezeiten vor einem Turnierstart bei Postkartenturnieren unerträglich hoch. Dies wird sich auch nicht bessern, sondern eher noch schlimmer werden. Wenn man dann irgendwann ein halbes Jahr oder länger auf einen Turnierstart warten muss, reißt manch jemanden vermutlich der Geduldsfaden. Daher schlägt naturgemäß irgendwann in den nächsten Jahren wohl das Todesglöcklein für das Postkartenfernschach.

BG
J.Fuchs

Gerd202
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Re: Fernschach per Post

Beitragvon Gerd202 » Mi 7. Apr 2021, 22:49

Mit Fernschach im eigentlichen Sinne hat das dann nicht mehr viel zu tun.

Hallo Jörg,
die Aussage hast du dir aber nicht gut überlegt.
Sagt die Bezeichnung "Fernschach" etwas über Bedenkzeit oder Zeit für die Zugübermittlung aus?
Ich denke, nicht.
Fernschach im Wandel der Zeit ist durch die Technik einfach schneller geworden.
Ich persönlich mag ja durchaus Nostalgie, und auch Langsamkeit, und manch einer wird eine stattliche Sammlung von Schachpostkarten mit vielen persönlichen Erinnerungen und freundschaftlichen Kontakten haben.
Tolle Sache, aber eben auch ein Auslaufmodell.
Ich würde mich auch nie von meiner Schallplattensammlung trennen, das hat nostalgische Gründe, aber natürlich auch noch andere.
Der Sound ist einfach besser!!
Die Kommunikation beim Fernschach ist mittlerweile sehr schnell, aber man hat nach wie vor genug oder sogar mehr Zeit für die Partien.
Außer man verzichtet völlig auf Engines, dann braucht es, wie früher, sehr viel mehr Zeit.
Einige meiner Partien spielen wir trotz unvermeidlichem Remis sogar noch etwas weiter, weil unsere "Gespräche" so gut sind.
Hat alles also auch etwas gutes :)
Letztlich stellt sich die Frage für jeden, ob es im Wesentlichen ums Schach geht, oder....

Gruß
Heinz Hinrichs

JoergFuchs
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Re: Fernschach per Post

Beitragvon JoergFuchs » Do 8. Apr 2021, 12:50

Hallo Heinz!

Ja, ich hätte es wohl etwas anders formulieren sollen. Gemeint war lediglich, dass man beim Fernschach normalerweise Züge über mehrere Tage austauscht. Wenn man online schnell spielen möchte, bittet sich hierfür wohl eher z.B. "LiChess" an. Wie Du ja schon richtig festgestellt hast, haben sich die Zeiten geändert. Auch am Fernschach ist das nicht vorbeigegangen. Trotzdem spielen auch heute noch Fernschachspieler über Postkarten nicht nur allein aus Nostalgiegründen. Hier wurden ja auch andere Gründe aufgeführt, die durchaus nachvollziehbar sind. Trotzdem wird es nach meiner persönlichen Schätzung schon in 10 Jahren Postkartenfernschach nicht mehr geben. Den Hauptgrund hatte ich ja schon aufgezeigt: Die immer längeren Wartezeiten!

BG
J.Fuchs

lheiermann
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Fernschach per Post, meine letzten Gedanken

Beitragvon lheiermann » Do 8. Apr 2021, 19:01

Liebe Schachfreunde,

ich möchte mich noch einmal in diesem Thread zu Wort melden und dann das Thema für mich abschließen. Dazu zwei Vorbemerkungen:

1. Ich spiele seit 42 Jahre Fernschach. Seit der BdF und der ICCF Server-Turniere anbieten, spiele ich auf den Servern Schach. Die Vorteile liegen auf der Hand. Es entstehen keine Portokosten, es geht schneller, man wartet nicht jahrelang auf den Aufstieg, Bedienungsfehler mit der Maus sind seltener als Schreibfehler mit der Hand. Erst 2014 und 2015 habe ich jeweils ein Postturnier begonnen und spiele seit dem auch wieder Postturniere.
2. Auch ich habe eine Schallplattensammlung und eine CD-Sammlung. Beides kann ich abspielen und höre auch noch 50 Jahre alte Schallplatten. "Made in Japan" von Deep Purple aus dem Jahre 1972 ist immer noch meine Lieblingsplatte, gleichwohl sich mein musikalischer Horizont seit 1972 unendlich geweitet hat. Ich streame dafür keine Musik aus dem Internet. "Altes" muss nicht per se "schlechter" sein.

I. Der dpa Artikel "Die Suche nach dem perfekten Zug" (siehe auch Link im aktuellen BdF News-Letter März 2021)
Als Herr Scheiba anrief, war mein Vorschlag einen andereren Berliner Fernschachspieler zu fragen. Aber letztlich blieb es bei mir. Ich war kurzfristig verfügbar. Die dpa Journalistin Frau Sokolow war mit dem Thema Postschach auf uns zugekommen. Der Artikel entstand nach einem einstündigen Interview. Wir haben den Artikel nicht redigiert oder verändert. Gleiches gilt für die Auswahl der Fotos. Es geht nicht um mich oder die Art und Weise, wie ich Fernschach spiele. Es geht darum, dass sich der Artikel über die dpa Abonnenten in dem Moment deutschlandweit verbreitete, als er von Frau Sokolow freigeschaltet wurde und wir dadurch einmal wieder in der überregionalen Presse auftauchten. Frau Sokolow spielt zwar familiär Schach, aber ist kein Schachprofi. Ihr war journalistisch an dem Thema gelegen.

II. Mein Postschach
Abgesehen vom 70 Jahre Jubilee Postal D des ICCF spiele ich im ICCF nur in einem Format, nämlich das der Post-Eurpameisterschaft. Seit 2014 spiele ich dort meine Open Round Turniere, aktuell meine Turniere "drei bis fünf". Ich habe mit diesem Format in meinen ersten beiden Turnieren die Open round jeweils gewonnen, hatte aber in beiden Semifinals gegen stärkere Spieler keine Chance. In diesem Format werden immer wieder Vorrunden mit vier Spielern gestartet, die aus ganz Europa kommen. Mitunter trifft man auf die gleichen Gegner, aber wie bei mir, meist auf Spieler, die dieses Format bewußt gewählt haben. Es ist durchweg leichter hier weiter zu kommen als bei der Server-Europameisterschaft, zumal man weniger Etappen hat und pro Etappe auch weniger Gegner. Dies könnte auch ein sportlicher Anreiz sein. Seit ich das 60 Lebensjahr abgeschlossen habe, spiele ich beim DSFC mit, aber auch dort, maximal ein Postturnier gleichzeitig. Von 117 Partien, spiele ich zur Zeit 27 Spiele mit der Post. Im Regelfall spiele ich vielleicht 40 Server Partien und 14 Postpartien. Zu Beginn diesen Jahres sind einige ungeplante Turniere noch hinzugekommen.

III. Schachfreund Mirbach
In seiner Bescheidenheit hat Schachfreund Mirbach vergessen zu erwähnen, dass er postalisch gerade das Finale der 74. Fernschach-Eurpameisterschaft begeonnen hat. 19 Spieler, davon 10 Spieler des BdF. Titelträger verteilen sich wie folgt: 1 GM, 2 SIM, 2 IM, 3 CCM, 3 CCE. Es handelt sich um ein Turnier der Kategorie 4. Postalisches Fernschach kann auch noch einen sportlichen Anreiz bieten.

IV: Schnelligkeit vs Langsamkeit
Beide Begriffe sind kein Ausdruck von Güte, sondern eher Ausdrücke des Geschmacks. Mir ist auch die ewige Diskussion über die Bedenkzeit unangenehmt. Ich komme mit drei Tagen im Schnitt gut zurecht. Nichtsdestotrotz ist es bei Posturnieren immer noch so, dass man im Schnitt mehr Zeit hat und während der Postlaufzeit zur Partie zurückkehren kann. Ich komme immer wieder gerne auf das Buch "Der 3. Versuch" des Fernschachweltmeisters Grigorij K. Sanokojew zurück. Langsamkeit kann auch ein Vorteil sein.

V: Fazit
Wir haben als BdF die Aufgabe unseren Mitgliedern das Fernschach-Spiel zu ermöglichen, sowohl im BdF als auch im ICCF, auf der Welt- oder Europaebene. Nach meiner Meinung muss das Angebot der Nachfrage der Spieler entsprechen. Hier muss immer wieder nachjustiert werden. Wenn wir im BdF zu wenig Spieler für ein Format haben, müssen wir unter Umständen auch Turniere beenden. Wir Spieler wollen spielen und nicht Monate auf eine Turniereinteilung warten. Und ist es nicht letztlich so, dass jeder von uns sich seine "Nische" und seine Turniere heraussucht? Sich "abschätzig" über Turnierformen zu äußern, die man selber nicht spielt, finde ich unangebracht. Jeder von uns überlegt doch, welche Zeit, welche Unterstützung, welche Mittel will ich einsetzen, um meine (sportlichen) Ziele zu erreichen. Ich finde es immer etwas "arrogant" anzunehmen, dass mein Gegner oder die Mehrheit der Mitglieder die gleiche Einstellung haben, wie ich.
Im oben erwähnten Artikel zitiert Frau Sokolow einen Schachfreund, der im Begrüßungsschreiben zum 70 Jahre Jubelee postal D erwähnte, dass er nur jede 100ste Partie gewänne. Dies war etwas "übertrieben". Er gewinnt doch öfter! Ich machte ihm in der Antwort freundlich einige Vorschläge sein Spiel zu verbessern. Zurück kam folgende Antwort: "I don't use computer, literature or databases. I am a romantic. Sometimes it works". Verdient nicht auch dieser Spieler unseren vollen Respekt als Gegner, auch wenn wir ihn wegen seiner Einstellung vielleicht belächeln. Ich denke Ja.

Amici sumus und viel Erfolg in Ihren Turnieren!

Viele Grüße
Ludger Heiermann
Berlin

JoergFuchs
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Re: Fernschach per Post

Beitragvon JoergFuchs » Do 14. Apr 2022, 04:55

Diesen alten Thread von 2021 möchte ich noch etwas erweitern und somit wieder aufleben lassen. Am 08.04.2021 schrieb ich selbst: "Trotzdem wird es nach meiner persönlichen Schätzung schon in 10 Jahren Postkartenfernschach nicht mehr geben." Obwohl alle Argumente für das Postkartenfernschach, die bisher genannt worden sind, immer noch zutreffend sind, möchte ich nun meine persönliche Schätzung anpassen. Ich gebe dem Postkartenfernschach nun nur noch höchstens 2 bis 3 Jahre. Warum? Bei der DFM z.B. hat es in der Vergangenheit immer Postgruppen gegeben. Dieses Mal, gemeint ist die 54. DFM, gibt es zum ersten Mal wohl keine Postgruppe. Grund: Es hat sich nur ein Spieler dafür gemeldet. Das gab es bisher noch nie!

BG
J.Fuchs


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