Lösungsversuch um die Remispest bei Turnieren zu reduzieren!

[JoergFuchs]

Bekanntlich kommt es durch die Enginenutzung in den letzten Jahren vermehrt zu Remispartien. Es ist dann bei wichtigen Turnieren sehr schwierig einen Sieger zu ermitteln. Eine Lösung für dieses Problem zu finden ist nicht einfach. Trotzdem habe ich mir meine Gedanken darüber gemacht, wie man diese Prblematik eventuell angehen kann. Die Antwort lautet: "Besondere Thementurniere". Wie ist das gemeint? Hierzu zunächst das folgende: Es gibt zahlreiche Turniere, bei denen die stärksten Engines, die es derzeit gibt, gegeneinander antreten. Bei diesen Turnieren werden Eröffnungen (ca. 10 Züge) vorgegeben, bei denen für Weiß oder Schwarz ein leichter Vorteil entsteht (ca. +0.60 bis +0.70). Beide Engines spielen diese Stellung dann einmal mit Weiß und dann mit Schwarz. Nicht immer kann dieser leichter Vorteil in einen Sieg umgewandelt werden. Immerhin gibt es bei dieser Vorgabe nicht mehr so häufig Remispartien. Ohne diese Vorgabe käme es auch hier zu einer sehr hohen Remisquote. Im Fernschach ist dies ja auch so und man könnte es daher auch hier so machen. In den Tabellen würde man dann immerhin auch die "1" und die "0" wieder häufiger finden. Was haltet ihr von diesem Vorschlag?

[JoergFuchs]

Scheinbar bzw. offensichtlich findet diese Idee keine Unterstützer. In gewisser Weise ist dies auch verständlich. Wer läßt sich denn gerne eine Eröffnung vorschreiben? Sagen wir es so: Wer gerne Westernfilme sieht, aber Krimis nicht mag, läßt sich auch nicht zwingen, sich einen Krimi anzusehen.

Als Lösung des genannten Problems sind also wohl andere Wege zu gehen. In diesem Zusammenhang möchte ich an eine Idee des Fernschachgroßmeisters "Arno Nickel" erinnern, die er schon vor einigen Jahren in einem Beitrag veröffentlicht hat:

https://de.chessbase.com/post/kein-halb ... uers-remis

Ich persönlich sehe dies als ernsthaften Lösungsansatz, da die Remisquoten in der Zwischenzeit noch höher sein dürften, als in dem zuvor genannten Beitrag. Sie liegen wohl zwischenzeitlich schon bei über 95% oder noch höher.

Zu dem Beitrag noch meine persönliche Anmerkung: Für ein Remis sollte es nach wie vor einen halben Punkt geben. Das in dem Beitrag erwähnte, könnte man aber stattdessen in Form einer weiteren Feinwertung umsetzen.

[Arno Nickel]

Vielen Dank, Jörg, dass Du dieses ungelöste und für viele Fernschachspieler ärgerliche Problem hier aufgreifst.
Ärgerlich ist besonders, dass den Verbänden hierzu noch nichts Vernünftiges eingefallen ist, obwohl sich die Problematik schon vor vielen, vielen Jahren angedeutet hat.
Damit hat sich in den letzten Jahren sogar eine ICCF-Kommission befasst, aber bislang nichts geliefert. Sie scheint in einen Dornröschenschlaf gefallen zu sein.
Mir scheint, Diskussionen bringen jetzt nicht mehr viel. Der BdF sollte initiativ werden und ein oder mehrere Testturniere (ungewertet natürlich) organisieren, wobei das Elo-Niveau pro Turnier einigermaßen homogen sein sollte (wie bei offiziellen Wettbewerben).
Im Juni 2020 habe ich ein Memorandum verfasst, in dem ich das Thema noch einmal unter dem Aspekt aufgegriffen habe, wie es überhaupt zu Remisen kommt. Dazu habe u.a. Statistiken erstellt.
Das Memorandum kann hier gelesen und auch heruntergeladen werden:
https://www.dropbox.com/s/bbjhdruoicmo9 ... f.pdf?dl=1
Es handelt sich um einen erweiterten Ansatz, da nach meinen Beobachtungen die geänderte Pattwertung allein keine durchschlagende Wirkung verspricht. Leistungsbewertung kann auch darin bestehen, sehenswerte Remisen von faden oder faulen Remisen zu unterscheiden. Zumindest im Tie-break, was indirekt zu mehr Leistungsbereitschaft und Kreativität führt.
Man muss nicht mit allem übereinstimmen, aber einiges lässt sich vielleicht gebrauchen.
Es kommt darauf an, endlich etwas auszuprobieren und dann anhand der Erfahrungen weiterzusehen.
Für hochkarätige Turniere habe ich außerdem angeregt, Jurys zu bilden, die die Güte der Partien unter speziellen Aspekten mit Bonuspunkten fürs Tie-break bewerten (Interessante Neuerungen, Anti-Computerideen, glänzende Taktiken, Endspiele etc.). Dafür müsste vor einem Turnier eine Kriterienliste festgelegt und bekanntgemacht werden.
Wenn jemand sowas organisiert, unterstütze ich es gern, auch publizistisch.
Arno Nickel

[JoergFuchs]

Hallo Arno!

Zunächst vielen Dank für deinen Beitrag incl. Link. Hoffentlich bewegt sich in dieser Richtung bald etwas. Anregungen dazu hast du jedenfalls ausgiebig gegeben. Nun sollte wirklich etwas geschehen, denn sonst verlieren immer mehr Fernschachspieler die Lust am Fernschach und werden sich abwenden.