Hallöchen
Ich hab das ganze TCEC-Turnier ja verfolgt. Daher meine Einschätzung: Ja, aber das hängt stark vom Stellungstyp ab. Geschlossene Bauernstrukturen scheinen LC0 besonders zu liegen, weil da meist kurzfristige taktische Lösungen nicht drin sind (siehe besonders Partien 61 und 62 im TCEC-Turnier). Aber auch in anderen Stellungen punktet LC0 recht gut. Ich teste die Analysefähigkeiten derzeit in einem relativ unwichtigen Turnier (Fernschach Vereinsmeisterschaft Berolina) habe aber da eigentlich zu spät auf Leela umgestellt, weil ich die Grafikkarte erst bekommen habe, als das Turnier schon im vollen Gange war. Aber bisher bin ich mit den Ergebissen zufrieden. Gerade wenn man bei Partie 61 des TCEC-Turniers sieht, wie lange Stockfish noch an Vorteil geglaubt hat (bis zum 25. oder 26. Zug), während LC0 bereits im 18 Zug erkannte, dass die Stellung für Stockfish den Bach runtergeht lässt darauf schließen, dass die Denktiefe hier nicht der ausschlaggebende Faktor ist. Immerhin lief Stockfish hier mit einem Hochleistungsrechner auf 43 Kernen.
Hardware... die Frage aller Fragen. Das kommt drauf an, was man erwartet. Für mich ist schon die GTX 970 eine Offenbarung (Hab sie mehr oder weniger für lau bekommen), da sie Stockfish auf meinem 4-Kern i7 in den meisten Stellungstypen locker schlägt. Eine RTX 2060 zieht auch nicht mehr Strom und ist vergleichsweise günstig. Sollte bei optimaler Konfiguration also reichen zumal die RTX 2080 TI jetzt soviel schneller auch nicht ist. Zumindest ist der Vorteil nicht so gravierend, dass er den Preisunterschied rechtfertigt.
Der Arbeitsspeicher ist für die Fernschachanalyse natürlich mit jeder Engine interessant. Stockfish füllt den Hast aber weit schneller als es LC0 tut. Wenn die 32 GB für Deinen Stockfish reichen, dann tun sie es für Leela schon lange. Aber mehr ist natürlich immer besser, wenngleich Stockfish und Co hier mehr davon profitieren dürften.
Denktiefe: Nund ja... wenn du das TCEC-Turnier gesehen hast, dann weiss Du auch, dass die Denktiefe hier nicht entscheidend ist. Stockfish kam immer tiefer als LC0. Und wer hat das Turnier gewonnen?
Die Stockfish-Derivate mit den speziellen Einstellungen... da muss ich zugeben, dass ich die noch nicht intensiv gegen LC0 gehetzt habe (vor allem aus Zeitgründen). Inwieweit diese Einstellungen jetzt wirklich so ausschlaggebend sind... Einerseits muss man genau wissen, was man da wie einstellt, andererseits ändert es nur bestimmte Kriterien im Programm ab. Die Frage ist wie diese Einstellungen sich auf bestimmte Stellungstypen auswirken. Und da kann man über die Frage nach den richtigen Einstellungen dann vermutlich eine Doktorarbeit schreiben.
Was jetzt als Analyseengine besser ist... gute Frage und leider verdammt stellungsabhängig. Dabei hast Du es mit deinen 24 Kernen ja relativ einfach. Du kannst Leela und ein anderes Schachprogramm locker parallel analysieren lassen. Die Hauptarbeit läuft auf der GPU. Das Steuerprogramm für Leela braucht gerade mal 2 Kerne. Experimente mit 3 Kernen brachten keine signifikanten Geschwindigkeitssteigerungen. Dadurch kann man dann Stockfish oder ein Derivat mit 18-20 Kernen durchaus parallel laufen lassen. Im Zweifel bietet sich an, eine signifikante Stellung mit wechselnden Farben zwischen Leela und Stockfish (oder einem anderen Programm) ausspielen zu lassen. Ich lasse z.B. bei einem frühen Remisangebot gerne die Stellung im Turniermodus zwischen den beiden durchspielen. Da sieht man dann relativ schnell, wie die beiden die Stellung auf verschiedene Weise im Angriff und in der Verteidigung angehen. Stellungsmäßig würde ich sagen. Geschlossene Strukturen und langfristig positionelle Stellungen LC0, offene Strukturen und taktisch orientierte Stellungstypen Stockfish und Co. Trifft zwar auch nicht immer zu, ist aber meistens die beste Alternative.
Von den Hybriden halte ich derzeit noch nichts. Bisher haben sich entsprechende Versuche auch nicht besser geschlagen als LC0 selbst. Zudem ist in diesem Zusammenhang fraglich ab welchen Bedenkzeiten ein solcher Hybrid seine Stärken entwickelt. In den TCEC-Turnieren war noch keiner dabei und bei CCCC sind die Bedenkzeiten zu kurz um Rückschlüsse auf das Fernschach zuzulassen.
Du spielst ja auch nicht erst seit gerstern Fernschach. Such dir halt aus der eigenen Praxis ein paar Stellungen raus, die Deiner Meinung nach signifikant sind und lass die entsprechenden Partien dann zwischen den beiden ausspielen. Die Hardwarepower dafür hast Du ja jetzt, lach. Aber wehe Du berichtest dann nicht darüber... Dann komm ich vorbei und kipp ne Flasche Bier auf Deine Grafikkarte (inspiriert von John Carpenters "Das Ding aus einer anderen Welt").
Schachhai hat geschrieben:Nach dem klaren Sieg von LCO vs Stockfish stellt sich die Frage:
Ist LCO auch für die FS-Analyse geeignet ?
Welche Hardware braucht man ?
In meinem neuen PC habe ich eine RTX 2060 ca 400€
Für die Top-GraKa 2080 Ti müsste man ca 1.000 € mehr investieren.
Dazu kommt dann noch ein entsprechend starkes Netzteil
Genügend Arbeitsspeicher muss man auch haben
Mit 32 MB bin ich da am absolut unteren Level 128 wären für eine längere Analyse sinnvoll
der Speicher ist sonst sehr schnell voll
In der Grundstellung komme ich nach 10 min mit LCOauf eine Tiefe von 20 HZ
Stockfisch erreicht bei meinen 24 Threads in der Zeit Tiefe 38
Inwieweit spielt die Tiefe hier eine Rolle ?
Ich persönlich halte die SF-Derivate wo es spezielle Einstellungen für die Analyse gibt
noch für die bessere Lösung.
Ideal wäre evtl eine Hybridlösung
Nur wär soll da dominant sein SF oder LCO ?