Guten Tag Herr Bekemann,
Carlsen verfügt über ein umfassendes Wissen über das Endspiel und seine Ergebnisse in der Endphase sind hervorragend. Ich glaube jedoch, dass in diesem Bereich seine Ausdauer seine wichtigste Eigenschaft ist.
praktisch alle Weltmeister galten als große Könner im Endspiel. Wer diesen Titel erreicht, muss das auch sein. Aber mir fällt da ein Zitat von Exweltmeister Tigran Petrosjan ein, der sinngemäß zu Suetin sagte: Wenn die Endspielvirtuosen einmal ein schlechter stehendes Endspiel verteidigen müssen, werden aus ihnen ganz schnell wieder normale Sterbliche.
Das trifft auch auf diese konkrete Partie zu. Natürlich sollte die beiderseitige hochgradige Zeitnot beachtet werden. Wenn aber Nepomniachtchi 35. Tc5 nicht mit 35. ...; e5, sondern mit 35. ...; Lxb4 beantwortet, sieht die ganze Sache völlig anders aus. Bis dahin stand Schwarz schon leicht besser, aber danach hätte Carlsen kompensationslos einen Bauern eingestellt, denn er kann mit dem Springer nicht zurück schlagen, weil der Turm hängt. Das wäre auch im 36. Zug noch möglich gewesen. Ob dann die Partie wirklich bis zum 136. Zug gelaufen wäre? Ich bezweifle das.
Aber wie so oft im Schach: Wer die sich bietenden Gelegenheiten nicht nutzt, der wird bestraft. Statt eines möglichen Gewinns wartete die Niederlage auf Nepo, die ihn sicher viel Kraft gekostet hat.